Umsonst würdigen? Kostenlos respektieren?

Umsonst würdigen? Kostenlos respektieren?

Gedrechselte Holzschalen, Tiere aus Glas, geflochtene Körbe, getöpferte Tassen, individuell beschriftete Bierdeckel – auf einem Handwerkermarkt gibt es vieles zu entdecken. Zugegeben, ich kann auch entdecken, wie vieles ich eigentlich nicht brauche, denn mit einigem der handgefertigten Güter könnte ich persönlich nichts anfangen. Trotzdem: es macht Spaß sich anzusehen, was der Mensch alles herstellen kann und wie vielfältig die Fähigkeiten und Talente sind.

Der Handwerkermarkt zieht hunderte von Gästen an, von denen meiner Meinung nach viele kommen, „um mal so zu kucken“ und etwas zu essen. Es werden wunderschöne Handarbeiten angeboten, doch nach einem Blick auf den Preis lassen dann wohl doch viele ihren Geldbeutel in der Tasche und reden sich ein, das Gewünschte sowieso nicht zu brauchen (was auch durchaus der Fall sein kann). Klar: Selbstgemachtes ist nicht billig, erst recht nicht, wenn es Einzelanfertigungen sind, die gutes Material verwenden. Es hat schließlich alles seinen Preis.

Die Frage ist doch: Will ich diesen Preis zahlen? Denn ich bestimmte ja, was mir „zu teuer“ ist. Doch es soll ja auch nicht billig sein, sonst empfinde ich es als niedrige Qualität. Aber umsonst ist dann schon wieder okay, weil für manches will ich wirklich nichts zahlen müssen.

Wenn ich durch die Läden in der Innenstadt laufe, dann weiß ich, dass ich dort nichts umsonst bekomme. Surfe ich im Internet will ich am liebsten gar nichts zahlen außer meinen Internetprovider und vielleicht das ein oder andere Abo, um unbegrenzt Filme zu sehen oder Musik zu hören. Alles andere will ich bitte ohne Werbung, ohne Kosten und in der bestmöglichen inhaltlichen und technischen Qualität.

Faszinierend, wie wir oft genau gegenteilige Sachen möchten, oder? Irgendjemand soll sich darum kümmern, dass ich nur das Beste bekomme, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen, auch nicht bezahlen. So fühlt es sich im Radio und Fernsehen auch an, da muss ich ja nur noch einschalten. Die Rundfunkgebühren, die monatlich von meinem Konto gebucht werden oder die Zeit, die mir beim Werbung kucken draufgeht, vergesse ich da schnell.

Creative Commons Photo via Flickr by Patrick Marioné, source: https://www.flickr.com/photos/p_marione/10563493286

Etwas anderes, was ich gern vergesse ist Respekt. Respekt und Würdigung der Arbeit anderer. Das klappt gut, wenn ich über den Handwerkermarkt laufe, beeindruckt bin, was menschliche Hände alles erschaffen können und vielleicht sogar etwas kaufe – doch hinter einem Bildschirm sitzend bleibt oft nur das fasziniert sein übrig und die (finanzielle) Würdigung geht verloren.

Wer mich kennt, weiß, wie gerne ich Kleinigkeiten bastle und diese verschenke. Die Beschenkten finden das super, doch jeder Geschäftsmann würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil ich meine „Produkte“ ohne Gegenleistung weggebe. Jeder Geschäftsmann müsste aber auch zugeben, dass niemand den tatsächlichen Wert von meinen kleinen Herzen aus Geschenkband zahlen wollen würde, wenn man nicht nur das Material, sondern auch die Bastel-Zeit einberechnen würde. Manche Dinge sind eben doch unbezahlbar, wenn es gerecht zugehen sollte.

Ich will mich heute bewusst daran erinnern, die Talente von anderen zu respektieren und zu würdigen, sei es durch Freude, Komplimente, Bezahlung oder Sternchenbewertungen. Nicht alles, wofür jemand seine Zeit aufbringt, muss oder kann mit Geld aufgewogen werden und das ist auch gut so. Letztendlich möchten wir doch alle, dass andere unsere Tätigkeiten für gut befinden und entsprechende Gegenleistungen bekommen. Also sollten wir bei uns selbst anfangen und das zuerst für andere tun und so in andere zu investieren. Uns selbst kostet das dann Geld, Überwindung oder etwas Zeit, doch ich glaube, beide Seiten haben etwas davon. Lass uns zusammen anfangen, andere angebracht zu respektieren und zu würdigen und so unser Umfeld positiv zu beeinflussen.

3 Comments

  1. Sehr wahr, Christine! Wie oft denkt man sich: „Das ist richtig gut!“, spricht aber mit niemandem darüber, gibt dem Autor/der Sängerin/dem Handwerker kein Feedback und erzählt auch nichts weiter. Hilft ihm/ihr nicht und befriedigt auch einen selbst nur kurz. Oft denke ich mir auch: Wer bin ich denn, dass ich dem Profi sage, dass er gut ist? Das weiß er/sie doch selbst. Zack, verpasste Chance.
    Mir fällt auf: Was du beschreibst, trifft auch auf die kostenlose Bibelbotschaft zu. Bei dessen Absender geb ich auch zu selten positives Feedback; und ich erzähle zu selten davon weiter.
    Aber hier erstmal meine Würdigung für dich: Christine, es macht Spaß, deine Beiträge zu lesen und deinen guten Gedanken zu folgen! Danke

    1. Tine

      Vielen Dank! 🙂
      Stimmt, das Thema kann natürlich noch weitergeführt werden. Die Talente und Fähigkeiten kommen auch von Gott. Wenn ich keinerlei handwerkliches Geschick habe, werden Holzarbeiten schwierig – hab ich aber Talent und Spaß daran, dann werd ich mich weiter verbessern und Übung bekommen.
      Von daher sind Komplimente eigentlich ein: „Hey, es ist cool, dass du deine von Gott gegebenen Fähigkeiten einsetzt und mir damit hilfst oder eine Freude machst!“

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