Der Einfluss einer Torte

Der Einfluss einer Torte

Mit Menschen zu feiern, die ich kaum kenne ist seltsam. Ich ging trotzdem auf die Hochzeit des Patenkindes meiner Eltern, denn als langjährige Freunde der Familie kennt man sich trotzdem noch irgendwie, auch wenn man sich lange nicht gesehen hat. So kam es also, dass ich am Wochenende auf einer Hochzeit war, bei der ich die Braut gerade eine Woche vorher kennenlernte und vom Bräutigam auch nicht viel wusste. Mich mit dem Paar freuen, mit feiern und das leckere Essen genießen konnte ich natürlich trotzdem!

Das ist die Raffaello-Torte meine Mama zu meinem 15.Geburtstag.

Wie es bei einer Hochzeit so üblich ist, schneidet das Brautpaar gemeinsam die Hochzeitstorte an, bevor das Kuchenbuffet eröffnet wird. Das wurde auch gemacht – doch zu meinem Erstaunen kam der Bräutigam nicht mit einem Stück der Hochzeitstorte zu seinem Platz zurück, sondern mit der Raffaello-Torte meiner Mutter.

Er hatte sich die Torte extra gewünscht und meine Mama musste sie vorher noch einmal testen, weil sie diese seit Jahren nicht gebacken hatte. Wir wussten nicht einmal, dass sich der Bräutigam an sie erinnert! Da kam ich ins Nachdenken…

Als ich kleiner war, liebte ich Raffaellos. Aber Raffaellos sind nicht die Süßigkeit, die man ständig zu Hause hat. Als dann meine Mama in einem Kochbuch ein Rezept für eine Torte mit Raffaellos fand, war ich so hellauf begeistert, dass sie diese Torte zu jedem meiner Geburtstage backen musste (und vielleicht auch zu anderen Gelegenheiten, aber natürlich viel zu selten). Und an einer dieser Feiern musste wohl auch das Patenkind meiner Eltern auf den Geschmack gekommen sein, um sich Jahre später vor seiner Hochzeit daran zu erinnern und sich diese Torte zu wünschen. Lachend erklärte er, dass er unbedingt ein Stück davon essen wollte bevor seine Gäste sich darauf stürzen konnten, deswegen musste die Hochzeitstorte warten. Seine Kindheitserinnerungen an die leckere Torte von seiner Patin gingen vor.

Wir können nie wissen, was unsere Taten oder unsere Worte für Auswirkungen haben werden, auch noch Jahre oder Jahrzehnte später. Alles was ich in diesem Fall tat war, mir meine Lieblingstorte zu wünschen, also eher etwas egoistisches. Ich versuchte nicht, andere davon zu begeistern. Trotzdem hatte es eine Auswirkung im Leben eines anderen, auch wenn ich das gar nicht bewusst sah.

Auch kleine Dinge können einen Einfluss haben!

Natürlich ist dieses Beispiel nicht weltverändernd. Doch es zeigt, wie viel Einfluss wir auf andere haben können, bewusst oder unbewusst, positiv oder negativ. Vielleicht war es ja bei dir auch eine bestimmte Person, die in dir die Liebe zu etwas geweckt hat – in einem bestimmten Bereich zu Arbeiten, ein Hobby auszuführen oder dich weiterzuentwickeln. Womöglich hast du aber auch schon andere dabei geholfen, ihre Bestimmung zu finden, etwas Neues auszuprobieren oder einen nächsten Schritt zu gehen.

Manchmal sind es auch Menschen, die wir kaum kennen, die uns etwas Gutes tun. Als dir ein Fremder geholfen hat und du sehen konntest, dass nicht alle Menschen egoistisch und nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind, sondern es auch hilfsbereite, selbstlose Leute gibt.

Vielleicht machst du gerade heute irgendetwas, was das Leben eines anderen im Großen oder im Kleinen prägt. Du musst nicht einmal nach solchen Gelegenheiten suchen, manchmal passieren sie einfach. Ich wünsche, dass du ein positiver Einfluss auf die Menschen um dich herum sein darfst und ihnen mit Liebe, Respekt und Freundlichkeit begegnen kannst. Vieles wirst du nie erfahren, aber wer weiß, was ein Lächeln oder ein „Danke“ alles verändern kann!

One comment

  1. „Wir können nie wissen, was unsere Taten oder unsere Worte für Auswirkungen haben werden, auch noch Jahre oder Jahrzehnte später.“ | Toller Satz! Danke!

    Ich lasse gerne Bibeln im Zug liegen. https://bolanz-online.de/buecher/die-bibel/2647/die-bibel-taschenbuchausgabe | Absichtlich. Damit Menschen sie finden. – Heute war ich in einer anderen Stadt, an einer Tankstelle und hatte den Impuls, der Verkäuferin eine dieser Bibeln geben zu sollen. Sie schien erst offen, lehnte dann aber ab! – Später wieder im Zug, ließ ich eine auf meinem Platz liegen und – aufmerksam wie die Leute sind: „Sie haben da was vergessen!“ – „Danke!“ erwiderte ich. „Gehört Ihnen!“ Aber auch sie lehnte ab.

    Ich war echt ein bißchen geknickt darüber und weiß nicht, warum ich anschließend auf dieser Seite landete und ausgerechnet DIESEN einzigen Artikel las… ;-)) DANKE, hat mich echt AUFGEBAUT!! 🙂

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