… tja, was denn?? Was wünschst du dir zu Weihnachten? Was erwartest du?
Hast du gerade Erwartungen für irgendetwas? Wenn nein, wage ich es mal zu behaupten, dass du kein Mensch bist 😛 Bevor du entsetzt wegklickst, lass es mich aber bitte erst erklären!
Ich erzähle dir nichts Neues, wenn ich dir sage, dass das Leben voller Erwartungen ist – wir erwarten etwas von Menschen oder Dingen und umgekehrt. Ich verlasse mich darauf, dass mein PC/ Handy funktioniert und das tut, was ich will. Ich sehe einen Film-Trailer und schaue den Film nur, wenn ich erwarte, dass er gut ist. Ich vertraue darauf, dass sich meine Mitmenschen an die Straßenverkehrsordnung halten und gut genug Auto fahren, um keine Unfälle zu verursachen. Ich erwarte, dass die Leute ihren Job machen, damit ich alles bekommen kann, was ich zum Leben brauche. Auch Medien und Menschen sagen uns, was wir vom Leben zu erwarten haben.
Wir haben – bewusst oder unbewusst – viele Erwartungen, oder Vorstellungen, wie etwas zu laufen hat. Doch auch von uns werden Sachen abverlangt: Dass wir uns in Schule/ Uni/ Beruf anstrengen, dass auch wir uns an Regeln halten, dass wir bestimmte Dinge einfach tun (oder lassen), weil „es eben so ist“.
Weihnachten ist erst recht die Zeit der Vorfreude und Erwartung (sorry, dass ich dieses Wort so oft verwende, aber ich habe einfach kein passendes Synonym gefunden…). Wir wünschen und eine schöne Zeit mit unserer Familie, gerade die Kinder erwarten Berge von Geschenken und auch manche Erwachsene sind beleidigt, wenn man ihnen nichts schenkt. Frei nach dem Motto „Jedes Geschenk rächt sich“ werden Sachen hin und her getauscht, niemand weiß, wer angefangen hat und keiner traut sich, aufzuhören. Manche erwarten auch (gerechtfertigt oder nicht), beschenkt zu werden – die Familie, Freunde oder Bekannte, mit denen man viel zu tun hat. Das mit den Geschenken ist bei jedem anders, dennoch erwarten wir viel von der Adventszeit und Weihnachten und sei es nur weiße Weihnacht ist oder die Beleuchtungs-Aktionen von Nachbarn, Geschäften oder Städten.
Wie so vieles im Leben sind auch Erwartungen mal gut, mal schlecht und für jeden anders. Manchmal werden sie völlig übertroffen und man kann sich richtig freuen, aber jeder weiß auch, wie es ist, bitter enttäuscht zu werden, weil man zu viel erwartet hat. Es kommt also immer darauf an, was man daraus macht…
Weihnachten feiern wir, weil Jesus als Retter auf die Welt gekommen ist. Jesus, der Messias der Juden. Die Juden warteten schon einige Jahrhunderte auf den verheißenen Retter und als er endlich kam, wollten es viele nicht wahrhaben. Was war passiert? Richtig: er hat ihren Erwartungen nicht entsprochen. Sie wollten einen Krieger, der die römische Besatzung rausschmeißt, das Land befreit, als König regiert und alles besser macht. Was bekamen sie stattdessen: den Sohn eines Zimmermanns, der ein paar Jahre als Wanderprediger im Land herumstreife, große Worte sprach und letztendlich genau dafür als Ketzer gekreuzigt wurde. Kein Wunder, dass viele den Messias nicht erkannten (oder erkennen wollten), als er vor ihnen stand…
Damals ist etwas gehörig schief gelaufen und diesen Fehler begehen auch wir sicherlich immer wieder: man hat sich so in seine Erwartungen hineingesteigert, dass es unmöglich ist, andere Möglichkeiten zuzulassen. Vor allem, wenn man das bei anderen Menschen macht, kann das fies ausgehen. Man erwartet das und das von einer Freundschaft oder einer Beziehung und der andere muss sich so und so verhalten, sonst kann man das gleich lassen. Wir malen uns Bilder von Personen oder Situationen und wenn diese nicht erfüllt werden, ist man sauer auf andere oder auf das Leben.
Die Juden damals durften und sollten auf ihren Retter warten. Die Verheißungen durch die Propheten ließen es auch zu, dass sie Hoffnungen in diesen Messias legten. Doch als dann alles anders kam als gedacht, blockten viele ab und wollten von Jesus nichts wissen.
Jesus erfüllte nicht die Erwartungen der Juden – weder an Weihnachten, als er auf die Erde kam, noch an Ostern als er starb und auferstand. Viele Schriftgelehrte sträubten sich gegen ihn, doch andere wurden seine Jünger und warfen ihre Erwartungen über Bord um ihm zu folgen. Und ich wage mal zu behaupten, dass viele dankbar waren, wie Jesus als Messias letztendlich war; gerade die Außenseiter, mit denen niemand anderes etwas zu tun haben wollte oder die einfachen Fischer, die zu seinen engsten Freunden wurden.
Wir dürfen Erwartungen ans Leben, an Menschen und an uns selbst stellen – und auch an Gott. Wir dürfen uns auch wünschen, wie manches auszusehen hat. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen, wenn etwas anders kommt als erwartet. Sind wir dann enttäuscht und wütend auf Gott/ Menschen oder lassen wir uns darauf ein?
Wo erwartest du etwas von dir, von anderen oder von Gott? Wo sind deine Erwartungen gut und wichtig? Und bei welchen Situationen und Menschen halten sie sich vielleicht nur zurück, Geniales zu erleben, weil du etwas anderes willst?
Ich hätte gerne… mehr Feingefühl und Weisheit um das Richtige zu erwarten und den Mut, auch mal über meine Wünsche hinwegzusehen und darauf zu vertrauen, dass Gott schon weiß, was er tut, auch wenn es anders ist, als ich es gerne hätte.