Dieses Wochenende ist mir besonders bewusst, wie sehr sich ständig alles verändert – und wie sehr ich mich verändere, auch wenn ich das manchmal nicht merke.
Von klein auf waren mir die Wort „Fackelträger“ und „Bodenseehof“ ein Begriff. Zunächst war alles, was ich von ihnen wusste, dass es eine internationale Bibelschule ist, in der überwiegend Amerikaner und Kanadier etwas über Gott lernen.
Ich kam mehr mit dem Bodenseehof in in Kontakt als ein Team von jungen Erwachsenen das Kinderprogramm unseres Mitarbeiterwochenendes übernahm, als ich vielleicht 11 oder 12 war. Englisch hatte ich bereits als Schulfach, ich fühlte mich also, als könnte ich mit den tollen Amerikanern reden und war begeistert von diesen Menschen, die extra nach Deutschland zur Bibelschule kamen.
Die Jahre darauf kam im Frühjahr ein Team der Fackelträger nach Geroldsgrün, einem Nachbarort, um dort Jugendgottesdienste zu veranstalten. Als Teenagerin faszinierte mich, wie diese jungen Erwachsenen, die nur ein paar Jahre älter waren als ich, von Jesus sangen, aus ihrem Leben erzählten und in Theaterstücken ihren Glauben weitergaben.
Irgendwann war ich fest überzeugt, das der Bodenseehof genau das richtige für mich ist und ich eines Tages ebenfalls ein halbes Jahr dort zur Bibelschule gehen werde. Da ich sowieso nicht wusste, was ich studieren sollte, bewarb ich mich also bei den Fackelträgern und konnte so nach dem Abi tatsächlich zum Bodenseehof gehen. Dankbarerweise unterstützten mich meine Eltern, um mir dieses einmalige Erlebnis möglich zu machen.
Gerade in dem Jahr, an dem ich beim Bodenseehof war, stand wieder ein Einsatz nach Geroldsgrün an. So durfte ich schließlich genau in der Kirche, in der die Fackelträger mich so angesprochen haben, selbst als Bibelschülerin mit einem Sing-Team stehen und Gott die Ehre geben.
Gestern und heute ist wieder ein Team in der besagten Kirche und ich begegne dem ganzen mit gemischten Gefühlen. Die Studenten vom Bodenseehof sind für mich nicht mehr faszinierend und etwas besonderes, sondern einfach die Jahrgänge nach mir und schockierend jung. Ich kann nachvollziehen, was sie in den nächsten Wochen erleben werden – die Bibelschule geht zu Ende und die Teilnehmer verstreuen sich wieder in alle Welt. Viele werden sich in dieser Welt nicht mehr sehen, sondern erst wieder im Himmel.
Ich denke an meine Freunde zurück, mit denen ich am Bodenseehof war. Über facebook bekomme ich mit wie einige sich verlobt und geheiratet haben, alle möglichen Jobs angenommen und manche sogar in die Mission gegangen sind.
Auch in meinem Leben hat sich so viel verändert – nicht nur mein Englisch wurde besser. In manchen Dingen bin ich nicht mehr so naiv, bin realistischer geworden. Manche Fehler mache ich nicht mehr, andere noch viel zu viel. Mein Glaube hat sich verändert und ist gewachsen. Ansichten, die ich hatte, haben sich geändert und ich habe neue dazu gewonnen. Einige meiner Freunde sind Gott sei Dank noch Teil meines Lebens, mit anderen hab ich leider den Kontakt völlig verloren, doch ich habe auch viele neue Freundschaften schließen dürfen.
Manchmal sehne ich mich danach zurück, an manche Punkte in meinem Leben zurück gehen zu können und sie nochmals zu erleben. Dennoch bin ich gespannt, was die Zukunft bringt. Gerade jetzt, wo ich mein Bachelor-Studium in Ilmenau abschließen werde, hoffentlich in einen Master in Erlangen angenommen werde und wieder so viele Veränderungen in meinem Leben anstehen, bin ich dankbar für alles, was ich erleben durfte.
Am meisten freue ich mich aber an der Tatsache, dass ich immer noch von meinem Glauben überzeugt bin und an Jesus festhalte. Es ist nicht immer einfach und auch hier habe ich mich verändert. Aber Jesus ist immer noch mein Herr und Gott und ich hoffe, egal wie mein Leben sich ändert, weiterhin an ihn glauben zu können und ihm die Ehre zu geben.