Vorgestern war ich beim Arzt, um meine zweiwöchige Erkältung in den Griff zu bekommen. Da gerade viele krank sind, war das Wartezimmer entsprechend voll. Und ich konnte beobachten, wie schlecht jeder im Warten und Nichtstun ist!
Es war echt interessant zu sehen. Die meisten saßen schon ein ganzes Stück länger als ich und wurden langsam ungeduldig. Nur wenige bedienten sich der (sicherlich mega interessanten) Zeitschriften, die dort herumlagen, ein Mädchen hatte (wie es sich gehört) ihr Smartphone in der Hand und der Rest versuchte, eine sinnvolle Sitzposition zu finden und nicht zu ungeduldig zu wirken.
Ich konnte das voll nachvollziehen. Es wäre so einfach gewesen, mein Handy herauszuholen und was auch immer zu machen. Mir kamen tausend mehr oder weniger sinnvolle Sachen in den Kopf, die ich in diesem Moment tun könnte – alles wäre besser gewesen, als einfach nur herumsitzen und warten, bis ich dran bin.
Wieso fällt es so schwer, einmal nichts zu tun? Vielleicht seinen Gedanken nachzuhängen, zu beten, ruhig zu sein und einfach nur da zu sitzen?
Wer das heutzutage noch tut und auch noch gut findet, muss sich ja schon fast dafür schämen und entschuldigen. Wir haben keine Zeit, Nichtstun und Warten passen da einfach nicht hinein.
Ständig brauchen wir Beschäftigung und Berieselung. Ich bin da keine Ausnahme – ich liebe es, Musik zu hören oder nebenbei Filme laufen zu lassen. Das hält mich bei Laune und ich genieße es. Nur bei wichtigen Sachen, wo wirklich Konzentration gefordert ist (zum Beispiel bloggen, damit es sinnvoll wird 😉 ), ist die Musik aus und ich brauche Ruhe um mich herum.
Können wir einfach nicht mehr still sein? Wenn man so um sich schaut, kann man das wirklich meinen. Was ist so schlimm daran?
Klar: in einer Welt wo es ständig „schneller, höher, weiter“ geht, sind die, die sich mal Ruhe gönnen, schnell überholt. Man muss ständig auf dem Laufenden sein, es muss alles schnell gehen und „Zeit verschwenden“ ist tödlich. Fast Food, schnelle technische Geräte, schnelle Forbewegung… Wer hat denn schon noch Zeit übrig??
Als ich beim Arzt saß, musste ich mich wirklich zusammenreißen, nicht ungeduldig zu werden. Die Leute um mich herum schafften das wirklich nicht. Dabei wurde mir auch ohne Smartphone nicht langweilig: ich konnte beten, nachdenken und dank vieler Ohrwürmer mein eigenes Radio im Kopf singen und hören.
Ich finde das voll Schade. Innehalten und einfach mal Ruhe haben kann echt gut sein. Nachdenken und Stille genießen ist für mich wichtig, damit ich mich nicht nur von anderen mitziehen lasse, sondern herausfinde, wer ich bin, was ich will und was ich tun kann/sollte. Dazu gehört für mich auch, Zeit mit Jesus zu verbringen.
Auch wenn manche Stille nicht aushalten und ständig beschäftigt sein müssen, ich bin anders und froh darüber. Klar höre ich gerne Musik, singe mit und mache (mehr oder weniger sinnvolle) Dinge. Aber es gibt auch Zeiten, wo ich Ruhe brauche, Zeit für mich ohne technische Geräte oder Störungen. Ohne das würde ich es nicht aushalten.
Wie geht es dir damit? Schaffst du es, mal ruhig zu sein und nicht zu tun? Oder bist du zu beschäftigt dafür?
Selbst Gott hat einen Ruhetag eingelegt, nachdem er die Erde geschaffen hat. Wir Menschen brauchen auch mal Ruhe, auch wenn uns der Rest der Welt uns das scheinbar nicht gönnt. Sowohl für den Körper als auch den Kopf ist es gut, einfach mal abzuschalten und runterzufahren. Dann wären manche Entscheidungen vielleicht durchdachter, manche Handlungen entspannter und manche Stressfaktoren weniger stressig.
Dank meiner Erkältung muss ich jetzt zwangsweise Ruhe einhalten, die ich mit allem möglichen füllen kann. Und bis die Uni nächste Woche los geht werde ich das auch genießen.