Die letzten Wochen war es sehr ruhig auf meinem Blog, weil ich hauptsächlich an meiner Bachelorarbeit geschrieben habe. Diese ist nun endlich abgegeben und auch dieses Erlebnis war sehr lehrreich.
Ich schrieb wochenlang Seite um Seite. Ich war froh, dass alles so gut klappte und ich gut voran kam und war sogar einigermaßen zufrieden mit meiner Arbeit, auch wenn sie definitiv nicht perfekt war. Mein wissenschaftlicher Sprachstil lässt zu wünschen übrig (ich bin offensichtlich eher in anderen Richtungen unterwegs 😉 ), also ließ ich zwei Freundinnen meine Bachelorarbeit Korrektur lesen.
Für mich war es eine Ernüchterung, die Verbesserungen zu sehen. Manche Dinge wären mir selbst nie aufgefallen. Ich bin so an meine Ausdrucksweise gewöhnt, dass ich nicht darauf gekommen wäre, wie komisch manches klang. Ich wusste in meinem Kopf genau, was ich mit manchen Sätzen sagen wollte und verstand den Sinn dahinter. Erst der Kommentar meiner Freundinnen ließ mich erkennen, dass manches nicht einmal sinnvolles Deutsch war.
Diese Situation hat mich an mein Leben erinnert und vielleicht geht es dir ähnlich:
Ich zieh mein Ding durch und schreibe an meiner Lebensgeschichte. Dabei habe ich meinen eigenen Stil, meinen Charakter und meine Personalität. Manchmal bin ich zufrieden mit dem was ich tue, manchmal nicht – aber im Großen und Ganzen finde ich das, was ich tue gar nicht schlecht. Klar, ich bin nicht perfekt und mache Fehler, aber das tut ja schließlich jeder.
Dann kommt eine andere Person und schaut auf meine Geschichte. Vielleicht kennt dieser Mensch mich schon, vielleicht auch nicht, aber der Blick von außen auf mein Leben hilft, manches objektiver und in einem anderen Licht zu sehen. Fehler, die ich selbst nicht bemerken würde, fallen dieser Person auf. Hier habe ich etwas verpatzt, dort habe ich etwas vergessen, das ist komisch gelaufen und das kann man raus lassen. Mir selbst wäre das nie aufgefallen, weil ich an meinen Stil und meine Lebensweise gewöhnt bin und sie nicht ständig hinterfrage.
Ich muss auf die Verbesserungen anderer nicht hören. Doch wenn ich ehrlich bin, fast immer haben sie recht. Sowohl in meiner Bachelorarbeit als auch in meinem Leben waren/ sind einige Korrekturen nötig. Im Leben ist es nur nicht möglich, Dinge zu löschen, wenn sie nicht passen und es ist schwerer, Verbesserungen oder Veränderungen vorzunehmen.
Meine zwei Korrekturleserinnen haben ihre Sache gut gemacht, doch auch ihre Vorschläge machten meine Arbeit nicht perfekt. Da ich noch Zeit bis zur Abgabe hatte, setzte ich mich mit meinem Vater drüber und ging den Text Satz für Satz durch und suchte nach weiteren Fehlern, von denen wir auch noch genug fanden. Diese Korrektur war wesentlich langwieriger aber auch gründlicher. Da fehlte ein Komma, dieser Ausdruck passte nicht, dort machte es keinen Sinn – der Unterschied war, dass mein Dad und ich zusammen saßen, drüber redeten und es sofort änderten. Ich bekam also nicht nur Kommentare an den Rand was nicht passte, sondern Hilfe, wie es besser werden konnte.
Wenn andere Menschen auf mein Leben kucken, dann haben sie ihre Meinung dazu und können gute und schlechte Kommentare abgeben. Sie weisen mich auf Fehler hin und sagen, wo etwas nicht passt. Doch sehr selten helfen sie mir tatsächlich dabei, etwas zu verändern. Ich weiß, wie schnell ich mich aufregen kann, aber es bringt mir nichts, wenn andere mir das ständig vorhalten. aber mir nicht helfen, etwas dagegen zu tun.
Bei Gott ist das anders. Mein liebender Vater markiert nicht nur die verbesserungswürdigen Stellen in meinem Leben, sondern ist an meiner Seite und hilft mir dabei, tatsächlich etwas zu verändern. Er arbeitet mit mir zusammen und sucht Fehler und Schwächen. Und dann hält er sie mir nicht vor und beschuldigt mich, sondern gibt mir Hilfestellung. Diese Art, mein Leben zu verändern dauert viel länger und ist aufwändiger. Aber ich glaube, diese Korrekturen halten auch länger an und haben mehr Auswirkungen.
Meine Bachelorarbeit war immer noch nicht perfekt als ich sie abgab. Mein Leben ist es auch nicht und wird es nie sein. Und egal, wie sehr ich es versuche, am Schluss würde ich mit meinem Leben durchfallen, da es nicht Gottes Standards entspricht. Doch am Ende kommt es nicht darauf an, wie perfekt ich versucht habe zu leben, sondern wer den Korrekturstift in der Hand hält und für mein Leben Verantwortung übernimmt. Jesus nimmt meine Fehler auf seine Kappe und hat schon alles zur ihrer Korrektur getan.
Deswegen brauche ich vor der Abgabe meiner Lebensgeschichte (die hoffentlich noch in ferner Zukunft liegt) keine Angst haben, weil ich weiß, was darauf stehen wird: Bestanden, da Jesus Christus der Herausgeber ist.