Der 6. Januar: freier Tag in Bayern und Abschluss der Feiertags-Reihe von Weihnachten und Neujahr. Doch was hat es eigentlich mit diesem Tag auf sich und was wird gefeiert?
Spätestens wenn der 6. Januar vorbei ist, ist bei vielen Menschen wieder Alltag angesagt. Die festliche, besinnliche und auch stressige Advents- und Weihnachtszeit ist für sie vorbei. Viele kennen diesen Tag als Dreikönigstag, doch im offiziellen Kirchenjargon heißt er anders: Epiphanias. Ein Wort, mit dem Theologen etwas anfangen können, für den Rest bleibt die Geschichte mit den drei Königen aus dem Morgenland leichter im Gedächtnis und ist verständlicher. Aber was ist dieses Epiphanias überhaupt und ist das für uns heute noch wichtig – außer, dass wir einen zusätzlichen freien Tag genießen dürfen?
Interessanter Hintergrund: das Epiphanias-Fest ist das älteste Fest der Kirchengeschichte, das schon seit dem 4.Jahrhundert gefeiert wurde. In den orthodoxen Kirchen war es längst etabliert, als auch die westliche Kirche das Fest zu einem Feiertag machte. Der Name des Tages ist Programm: „Epiphanias“ oder „Epiphanie“ bedeutet „Erscheinung“ und soll an die Erscheinung von Jesus Christus in dieser Welt erinnern. Aber wurde davon nicht schon an Weihnachten geredet?
Ja und Nein. An Weihnachten wird erzählt, dass Jesus als Mensch unter uns Menschen auf diese Welt gekommen ist, um die Menschheit durch Tod und Auferstehung zu erlösen. Epiphanias greift das noch einmal auf und geht noch einen Schritt weiter: hier wird betont, dass Gott höchstpersönlich in der Gestalt Jesu auf die Erde gekommen ist. Es erinnert an die Taufe und später die Verklärung Jesu, wo Gott seinen Sohn bestätigt und in den Mittelpunkt stellt, welches enge Verhältnis Gott als Vater und Jesus als Sohn zueinander haben. Wo Weihnachten die Menschlichkeit Jesu in den Vordergrund stellt, konzentriert sich Epiphanias auf seine Göttlichkeit.
Das Wort „Erscheinung“ erinnert auch an Licht und Helligkeit. Angefangen mit dem Stern über Bethlehem, der den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu Jesus zeigte, wird das Motiv des Lichts noch weitergeführt. Jesus bezeichnete sich als Licht dieser Welt (Johannes 8,12) und fing an seiner Geburt das Strahlen in der dunklen Welt an. Das Epiphanias-Fest im Januar weist darauf hin, dass Weihnachten nur der Anfang war – sein Licht leuchtet weiter, bis in unsere Zeit hinein.
Die Erscheinung… Und wir?
Die meisten Lichterketten sind eingepackt, der Christbaum abgeschmückt, der Alltag wieder eingekehrt – und hier will Epiphanias deutlich machen, dass die Auswirkungen von Weihnachten nicht vorbei sind, sondern gerade erst anfangen! Die Dekoration und die besinnliche Stimmung mögen verschwunden sein, doch es soll nicht vergessen werden, was Weihnachten für diese Welt bedeutet. Der Winter und die „dunkle Jahreszeit“ geht im Januar weiter, auch wenn keine zusätzlichen Lichter mehr die Straßen erhellen. Genauso ist nach dem Weihnachtsfest nicht alles perfekt und es gibt immer noch Probleme, Leid und Schwieriges; die Welt ist weiterhin oft dunkel. Doch Jesus kam als Licht in diese Welt und will nun auch jeden Christen zu einem Licht machen, um diese Dunkelheit zu erhellen. Es bringt nichts, sich über die Dunkelheit zu beschweren – viel besser ist es, sie als Licht auszulöschen.
Die Entscheidung liegt bei jedem selbst: Lassen wir Weihnachten im alten Jahr zurück oder nehmen wir die Botschaft mit in das neue Jahr, in unseren Alltag, in unser ganzes Leben? Epiphanias ruft dazu auf, die Erscheinung Jesu in dieser Welt in unserem Bewusstsein zu behalten und sein Licht in unserem Leben leuchten zu lassen.
Was machen wir also jetzt, wo Jesus hier in unserer Welt angekommen ist und welche Auswirkungen könnte das konkret haben? Man kann ja nicht die ganze Welt verändern. Die Welt verändern müssen wir auch gar nicht – dafür ist, laut der Bibel, Jesus selbst zuständig. Wir können aber einen Unterschied bei einzelnen Menschen machen, mit denen wir zu tun haben.
An Weihnachten wurden Karten geschrieben und verschickt, um anderen ein schönes Fest zu wünschen. Wie wäre es nun, einfach so mal eine Karte zu schreiben; ohne Anlass und mit ein paar netten Zeilen? Oder man hält jemandem die Tür auf, lässt ihn an der Kasse vor und schenkt ihm ein Lächeln. Den Kollegen in der Arbeit könnte man Gummibärchen oder Schokolade mitbringen, um ihnen eine Freude zu machen. Wie wäre es mit einem Telefongespräch oder einer Nachricht an einen lieben Menschen, um zu sagen, dass man an ihn oder sie denkt?
Die Adventszeit hat für manche vielleicht ein Pflichtgefühl hervorgerufen, besonders freundlich zu sein, zu teilen oder anderen Gutes zu tun, weil sich das eben so gehört. Wie wäre es, wenn diese Haltung auch im Alltag anhalten würde – nicht, weil man es muss, sondern weil man es möchte und sich so das Licht Jesu im Leben auswirkt?
Epiphanias: Jesus erscheint in unserer Welt. Die Frage, die uns das Fest stellt: Ist der Schein von Weihnachten vorbei oder lassen wir ihn auch jetzt im neuen Jahr weiter scheinen? Zugegeben, manchmal kostet das vielleicht etwas Zeit, Geld oder eine große Überwindung. Doch kleine Aufmerksamkeiten, die man ohne Grund schenkt, bleiben im Gedächtnis. So wird das Licht, das Jesus bei uns angezündet hat, weitergetragen und macht die Welt Stück für Stück ein bisschen heller.
Dieser Artikel ist am 8.1.2017 im Evangelischen Sonntagsblatt aus Rothenburg erschienen.
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