Wenn Hollywood eine biblische Geschichte verfilmt gehen die Meinungen sofort auseinander, noch bevor der erste Trailer erscheint. Christen sind skeptisch, was dabei herauskommen wird, andere wollen nichts von der Bibel hören. Die Geschichte von Noah wurde verfilmt – und ich hab ihn ausgeczekt.
Meine Erwartung
Schon beim ersten Trailer war klar, dass es wohl keine exakte biblische Verfilmung sein wird. Bei ganzen 4 Kapitel, die diese Geschichte in der Bibel umfasst ist jedoch nicht überraschend, dass der Film viele Interpretationen enthalten würde. Darauf war ich wirklich gespannt. Der Film wurde ins Genre „Fantasy“ eingeordnet – das hat mich am Anfang stutzig gemacht, aber ein besseres Genre wäre mir auch nicht eingefallen (Drama, Komödie, Action, Abenteuer…??) 😉
Die Schauspieler
Mit Russel Crowe (Noah), Jennifer Connelly (Noah’s Frau), Douglas Booth (Sem), Emma Watson (Sem’s Frau), Logan Lerman (Ham) und Anthony Hopkins (Metusalem) hatte der Film eindeutig Star-Besetzung. Über die Eigenschaften der Charaktere kann man diskutieren, die Schauspieler haben (meiner Meinung nach) allerdings ihre Rollen gut gespielt.
Die filmische Umsetzung
Daran gibt es wirklich nichts auszusetzen. Zugegeben, 3D war überflüssig, aber die Effekte und Umsetzung des Films war richtig gut. Man mag von der Story halten, was man will, filmisch ist „Noah“ auf jeden Fall sehenswert und sogar ein bisschen beeindruckend 🙂
Film vs. Bibel
Ich habe schon die verschiedensten Reviews aus unterschiedlichen Sichten zu „Noah“ gelesen. Es ist interessant, wie sehr die Meinungen auseinander gehen, vor allem in der christlichen Szene.
Sagen wir es mal so: Wenn man sich ansieht, wie wörtlich die Geschichte umgesetzt ist, erkennt man schnell einige Unterschiede. Die „Buchverfilmung“ ist also nur im groben gelungen. Die Charaktere kommen alle vor, natürlich auch die Arche und die Sintflut, jede Menge Tiere, die Taube mit dem Zweig, der Berg Ararat und sogar eine Art Regenbogen. Die Schöpfung und der Sündenfall werde auch thematisiert. Ansonsten beinhaltet der 2h-Film noch einiges, das nicht in der Bibel vorkommt und auch manchmal der Bibel widerspricht.
Da ich den Film nicht spoilern will (ja, das ist möglich, auch wenn jeder die Story schon kennt), reiße ich nur ein paar Dinge kurz an. Noah ist, finde ich, düsterer dargestellt, vielleicht auch etwas negativer, als man sich vorstellen würde. Interessant ist, dass nie „Gott“ verwendet wird, sondern immer nur „der Schöpfer“. Das ist in dieser Geschichte auch die Hauptfunktion von Gott (er will als Schöpfer seine Schöpfung zerstören, weil die Menschen Mist bauen), schränkt ihn allerdings – allgemein gesehen – ganz schön ein. Der Charakter des Ham war wohl der, der am wenigsten zur Bibel gepasst hat – und gerade hier bin ich froh, dass die Bibel die Geschichte anders hat ausgehen lassen.
Zum Nachdenken
Die Bibel berichtet nicht, was Noah und seine Familie wohl gedacht oder gefühlt haben, als Gott sie mit dieser Aufgabe beauftragte. Sie hatten sicher alle noch Verwandte (z.B. die Familien der Schwiegertöchter etc.), die in der Flut umgekommen sind. Sicherlich waren auch die wenigen Geretteten in der Arche nicht perfekt und hatten ihre negativen Seiten, die in dem Film thematisiert werden.
Auch die nacherzählte Geschichte der Schöpfung und des Sündenfalls als Vorgeschichte zur Sintflut ist gut gemacht worden. Zu sehen, dass die Menschen es nach nur ein paar Generationen wirklich so weit getrieben haben, Gott dazu zu bringen, die Welt zerstören und neu anzufangen sollte einen nachdenklich machen. Hier haben die Filmemacher ihre Fantasie spielen lassen und angerissen, wie es hätte aussehen können. Wir wissen alle, wozu Menschen fähig sein können und sollten dankbar sein, dass Gott Noah versprochen hat, die Welt zu verschonen und Gnade walten zu lassen anstatt sie nochmals zu zerstören.
Wie in den meisten Hollywood-Filmen war auch hier das Thema Beziehungen und Liebe vorhanden – allerdings auf eine andere Weise wie man es vielleicht denkt. Noah’s Sohn Ham wollte nicht alleine sein, wünschte sich eine Frau und pochte auf des Schöpfers Versprechen „Er gibt uns alles was wir brauchen“.
Mein Fazit
Der Film ist definititv „inspiriert“ von der biblischen Geschichte und basiert darauf, enthält aber noch viel mehr. Ich persönlich fande einiges gut und wurde zum Nachdenken angeregt, anderes hat mich gestört und ein paar Sachen waren schlichtweg seltsam und überflüssig. Grundsätzlich kann ich den Film allerdings allen empfehlen.
Für Christen ist das der perfekte Film, um mit anderen ins Gespräch über die Bibel zu kommen, was tatsächlich drin steht und wer dieser Schöpfer wirklich ist. Für alle anderen gibt es viel zum Weiterdenken, egal was man von der Geschichte und dem Glauben an sich hält. Ein guter Film mit tollen Schauspielern, filmisch top umgesetzt, der sowohl alles Lob als auch alle Kritik verdient hat.
Das biblische Material hat wirklich noch Interpretation gebraucht, um einen Blockbuster daraus zu machen. Die Frage ist nur, wie zufrieden man mit genau dieser Auslegung der Geschichte ist – und das muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden.