„Es hat noch nie jemand etwas verändert, indem er so war wie andere.“ findet P. T. Barnum und tritt seine Reise vom Arbeitslosen zum Zirkusdirektor an, die gerade als Musical „The Greatest Showman“ im Kino zu sehen ist. Die Geschichte basiert auf dem Leben von P. T. Barnum (1810–1891), ist aber nur ein grober Auszug aus seiner Biografie, sowie zeitlich nicht immer korrekt.
Details zum Film
Regisseur Michael Gracey feiert mit diesem biografischen Musical sein Debut, mit eigens dafür geschriebenen Liedern von Benji Pasek und Justin Paul, die schon die Songs von „La La Land“ geschrieben haben. Der Film war sieben Jahre in der Entwicklung, es ist nämlich ein Risiko, ein Musical zu verfilmen, dem keine Broadway-Show vorausgeht. Schließlich wurde der Film aber doch produziert und von 20th Centruy Fox vertrieben. Nennenswerte Schauspieler sind Hugh Jackman (Wolverine, Les Miserables), Michelle Williams (Manchester by the Sea), Zac Efron (High School Musical, Baywatch), Rebecca Ferguson (The White Queen) und Zendaya (Spider-Man: Homecoming).
Meine Erwartung
Ich persönlich bin ein großer Fan von Musicals und schon vorher hab ich das Lied aus dem Trailer (This Is Me) hoch und runter gehört. Auch wenn ich die Schauspieler mag war ich der Story gegenüber etwas skeptisch, denn der Trailer hat zwar mit starken Bildern gepunktet aber nicht wirklich viel Inhaltliches gesagt, außer dass es um einen Zirkus voller kurioser Menschen geht.
Worum geht’s?
New York im 19. Jahrhundert: P. T. Barnum (Hugh Jackman) ist ein Waisenjunge voller Ideen aber von der Gesellschaft verachtet. Später heiratet er seine Jugendliebe Charity (Michelle Williams), muss aber feststellen, dass er ihr und ihren zwei Töchtern nicht das geben kann, was er ihr versprach, als sie ihre reiche Familie für ihn hinter sich lies. Als Barnum dann auch noch seinen Job verliert riskiert er alles, kauft ein Museum voller Wachsfiguren und stellt „kuriose Menschen“ ein, um eine Show auf die Beine zu stellen. Er gibt Menschen eine Bühne, die sonst von der Gesellschaft verachtet werden: eine bärtige Lady, ein Hundemensch, ein Kleinwüchsiger, dunkelhäutige Zirkusakrobaten und mehr – und bekommt einiges an Gegenwind, sowohl von Theaterkritikern als auch von den Einwohnern der Stadt. Trotzdem erntet er Erfolg und will immer höher hinaus, auf Kosten seiner Familie und seinen neuen Freunden, die er immer mehr vernachlässigt. Barnum versucht alles, um zu den Reichen zu gehören, die ihn sein Leben lang so verachtet haben und droht dabei die zu verlieren, die ihn genau so lieben und akzeptieren, wie er ist. Nun muss er sich entscheiden, was ihm wirklich wichtig ist.
Filmische Umsetzung
Schon der Trailer macht dem Namen des Filmes alle Ehre und zeigt eine Show mit Musik, Gesang, ungewöhnlichen Menschen und Kunststücken und der Film steht dem in nichts nach. Die Kostüme, die Orte, die Schauspieler – alles echt schön anzusehen. Manches passt wohl nicht gerade in die Zeit der 1850er, gerade was die Musik angeht ist sie eher aus unserem Jahrhundert, das ändert aber an der Unterhaltung des Filmes nichts.
Kritiken + meine Meinung
Die Meinungen über den Film sind sehr gespalten – manche feiern ihn als tolles Musical, während andere eine Show ohne Substanz sehen. Je nachdem, was man erwartet, stimmt das wohl auch. Das Leben von P. T. Barnum war wesentlich weitreichender, als es der Film erzählt und reißt manche Dinge leider nur an, über die mehr gesagt werden könnte. Gerade die sozialen und persönlichen Ebenen werden teils nur kurz thematisiert, bevor die nächste Showeinlage kommt.
Klar hätte mehr aus den gesellschaftlichen Unterschieden dieser Zeit gemacht werden können, doch ich finde, es wird genug angedeutet, dass man selbst weiterdenken kann. Wie P. T. Barnum mit seinem Zirkus will der Film hauptsächlich unterhalten, auch wenn im Hintergrund viele Themen mitschwingen, in die kaum tiefer eingestiegen wird. Insgesamt fand ich den Film richtig gut – aus der Story hätte mehr gemacht werden können, aber die Charaktere und der Soundtrack haben mich begeistert.
Zum Nachdenken
Die Geschichte des Films liegt weit zurück, die angeschnittenen Themen sind (leider) heutzutage immer noch aktuell: Diskriminierung und Unverständnis gegenüber Menschen, die anders aussehen, aus einer anderen Kultur stammen, einer anderen Gesellschaftsschicht angehören oder mach „seltsame“ körperliche Unterschiede aufweisen. Alle wollen einfach nur dazugehören, Teil von etwas sein, doch weil sie anders sind, wird das nicht zugelassen, obwohl sie selbst meist dafür nichts können. Die Gesellschaft ist gespalten und die Reichen haben keinen Platz für die, die „anders“ sind. So bleiben die Außenseiter genau das, bis Barnum sie nicht nur ins Rampenlicht holt, sondern ihnen auch einen Ort gibt, wo sie sich zu Hause fühlen und jeder seinen besonderen Platz hat.
2017 war voll von „wir gegen euch“-Geschichten. Ein Land gegen das andere. Eine Religion gegen die andere. Eine Kultur gegen die andere. Ein Nachbar gegen den anderen. Eine Meinung gegen die andere. Eine Lebenseinstellung gegen die andere. Statt die Unterschiede zu feiern und sich gegenseitig besser kennen zu lernen, wird der andere verurteilt und mit Unverständnis gestraft. So entstehen Konflikte, Schmerz, Leid und viel negatives.
Barnums Zirkus feierte die Unterschiedlichkeit der Menschen und begeisterte andere. Es ging nicht darum, alle einander anzupassen oder von der eigenen Meinung zu überzeugen. Ein Kleinwüchsiger musste nicht groß werden, ein Riese nicht klein und eine dunkelhäutige Akrobatin nicht hellhäutig. Genausowenig musste das Publikum sich den Darstellern anpassen und selbst Ungewöhnliches auf die Beine stellen. Der Zirkus sorgte dafür, dass sich die Menschen annäherten, Vorurteile abbauten und mit ihren Stärken andere begeisterten.
… und der Glaube?
„The Greatest Showman“ muss nicht mit dem Glauben zu tun haben, um Christen wichtiges aufzuzeigen. Die Bibel ruft uns dazu auf, andere zu lieben, das vergessen wir nur oftmals. Gerade Christen sollten die lieben, die anders sind, die sich anders benehmen, die anders denken, die einen anderen Hintergrund haben. Statt Liebe bringen aber auch Christen „andersartigen“ oft Unverständnis und Skepsis entgegen und wollen sie von ihrer Meinung überzeugen. Schaut man sich Jesus an, dann war es nie sein Ziel, die Unterschiede anderer negativ auszulegen oder ihnen seine Ansichten überzustülpen – vielmehr ging er genau zu den „Außenseitern“, verbrachte Zeit mit ihnen und liebte sie. Jesu Art, mit den Menschen umzugehen, veränderte Leben und brachte Leute zum Glauben an Gott. Vielleicht sollten wir auch damit anfangen, andere zu lieben und sehen, was dann passiert.